Foto: K. Lippmann-Wagner

Objekt des Monats Februar

Fahrradreifen Adolf Henneckes

Fahrradreifen Adolf Henneckes

Man verbindet mit Adolf Hennecke zumeist seine Sonderschicht, doch vergisst leicht, dass der berühmte Aktivist ein Mensch von nebenan war, mit all den Nöten und Sorgen eines Arbeiters nach dem Krieg. Sein Leben änderte sich erst nach seiner bekannten Schicht, die sich im Oktober vor 70 Jahren ereignete. Nicht einmal 4 Monate nach der „Hennecke-Schicht“ fand am 4. und 5. Februar 1949 die erste Hennecke-Konferenz in Berlin statt, an der 1200 Aktivsten teilnahmen.

Der Fahrradreifen Marke Eigenbau ist nachweißlich Adolf Hennecke zuzuordnen. Nach seinem Umzug nach Berlin ließ er das Stück im Keller seines Hauses zurück, wo man es später fand und dem Museum übergab. Der Fahrkomfort mit solcher Bereifung ließ sicherlich zu wünschen übrig, jedoch war so das Fahrrad wenigstens nutzbar, in Zeiten im dem de facto an allem Mangel herrschte, blüht bekanntlich der Erfindergeist. Die 72 Gummi-Kegelstümpfe sind durch einen stabilen Lederstrick miteinander verbunden. Der reifen konnte so über die Felge gezogen werden, musste jedoch vermutlich noch mehrfach fixiert werden. Ein einfaches, doch besonderes Stück Alltagskultur nach dem Krieg.

Der tägliche Kampf ums Überleben, die Frage wo bekomme ich etwas zu essen her, wo Schuhe und Kleidung, sind uns heute – glücklicherweise – fremd und doch. Unter der Frieda Hockauf zugesprochen Parole: „So wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben“ fanden sich auf dem Gebiet der späteren DDR überall Mitstreiter. Der im Nachgang idealisierter und oft verzerrt-heroischen Schicht Henneckes hatte eine simple Ursache, zu zeigen, dass in dem modernsten sächsischen Steinkohlenwerk die Produktivität gesteigert werden kann, war Steinkohle doch für den Aufbau der Nachkriegswirtschaft unerlässlich und ein Import nicht zu stemmen.

Eigenbau

Material: Gummi, Leder

um 1945

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