Foto: Heino Neuber

Objekt des Monats Januar 2021

Modell des Tiefbau-Schachtes II in Zwickau

vor 1908

Neues Jahr, neues Objekt des Monats: Obwohl das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge wegen Umbaumaßnahmen geschlossen ist, passiert einiges hinter den Kulissen. Das Museumsteam bereitet unter anderem eine neue Dauerausstellung vor, die nach derzeitigem Planungsstand in der 2. Jahreshälfte 2023 eröffnet werden soll. Aber auch die Sammlung wird weiterhin von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bearbeitet. Sie ist ein Bereich des Museums, der für die Besucherinnen und Besucher meist nicht sichtbar ist – denn nur ein kleiner Bruchteil der vorhandenen Objekte kann in den Ausstellungen gezeigt werden. Dennoch ist die Sammlung ein äußerst wichtiger Bestandteil der Einrichtung. Es gehört zu den Kernaufgaben jedes Museums, Objekte zu sammeln und sie für die Nachwelt zu bewahren. Das Bergbaumuseum verfügt über eine große Sammlung von Sachzeugen, die mit dem sächsischen Steinkohlenbergbau und seiner Geschichte in Zusammenhang stehen. Der Bestand ist hierbei in verschiedene Gruppen unterteilt. Um einen Einblick in die umfangreiche Sammlung zu geben, stellt das Bergbaumuseum 2021 jeden Monat ein Objekt aus einem anderen Bereich vor. Den Start macht das Modell des Tiefbau-Schachtes II aus der bergbautechnischen Sammlung.

Das Objekt des Monats diente wie weitere Modelle ursprünglich dazu, den Schülern der Bergschule Zwickau die technischen Anlagen des Bergbaus zu verdeutlichen. Es gibt die Ausführung der übertägigen Schachtfördertechnik wieder, die in den Jahren der Gründerzeit für die sächsischen Reviere vielfache Anwendung fand: den massiven Malakowturm als kräfteaufnehmende Umhausung eines eisernen Fördergerüstes, seltener eines hölzernen Seilscheibenstuhles. Das Modell stellt einen Teil der Anlage des Tiefbauschachtes II dar. Dieser lag in unmittelbarer Nähe des Zwickauer Innenstadtbereiches, weshalb der Erzgebirgischen Steinkohlen-Aktienverein zunächst Schwierigkeiten hatte, die Genehmigung für seinen Bau von der Stadt zu bekommen. 1877 wurde der Schacht schließlich abgeteuft. Er wies einen runden Querschnitt mit einem Durchmesser von 4,6 Metern auf und hatte 1880 seine endgültige Tiefe von 640 Meter erreicht. Der Schacht wurde mit der Zeit unrentabel, 1937 erfolgte deswegen seine Stilllegung und schließlich 1941 – vor 80 Jahren – wurde er verfüllt.

Das Herstellungsjahr des Objekts des Monats ist leider nicht bekannt. Es wurde jedoch auf jeden Fall vor 1908 gebaut. In diesem Jahr wurde das Modell auf einer Bergbauausstellung in Zwickau präsentiert, wie eine Fotografie aus den Beständen des Stadtmuseums Zwickau belegt. Die Aufnahme zeigt auch, dass ursprünglich neben dem Turm noch weitere Teile der Schachtanlage zu sehen waren, die jedoch ebenso wie der originale Sockel nicht mehr erhalten sind.

Über Umwege kam das Modell schließlich in den Besitz des Bergbaumuseums. Als die Bergschule Zwickau sich in den 1960er Jahren mit der Ingenieurschule zur heutigen Westsächsischen Hochschule Zwickau zusammenschloss, wurde ihre Sammlung teilweise aufgelöst. Da es noch kein Museum des sächsischen Steinkohlebergbaus gab, wurde das Objekt des Monats 1964 dem Museum für Deutsche Geschichte in Berlin geschenkt. Im Zuge der Vorbereitungen für die Eröffnung des Bergbaumuseums in den 1980er Jahren kam das Modell zunächst als Dauerleihgabe zurück nach Sachsen. Da das Objekt eine große Bedeutung für die Geschichte des sächsischen Steinkohlenbergbaus hat, ging es schließlich in den Besitz des Bergbaumuseums über.

Das Objekt des Monats ist eines von vielen Modellen im Bestand des Bergbaumuseums und gehört zu der bergbautechnischen Sammlung. Diese umfasst außerdem vor allem die vielen technischen Hilfsmittel, die im Bergbau benötigt wurden – sei es beim Erschließen einer Lagerstätte und aller damit verbundener Vorgänge über und unter Tage, zur Gewinnung, zum Transport, zur Aufbereitung, zur Verarbeitung oder zur Veredlung der Rohstoffe. Sie beinhaltet unter anderem Geräte und Maschinen zum Abbau und zur Förderung sowie Objekte zum Grubenbetrieb, zur Grubensicherheit, zur Arbeitssicherheit der Bergarbeiter oder zum Markscheidewesen. Da der Steinkohlenabbau in Sachsen schon vor Jahrzehnten beendet wurde, ist die bergbautechnische Sammlung mit etwa 2.500 Objekten weitestgehend abgeschlossen.   

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