Foto: Heino Neuber

Objekt des Monats Mai

Anthrazit aus der Steinkohlenlagerstätte Olbernhau-Brandau

Steinkohle ist nicht gleich Steinkohle: Es gibt unterschiedliche Arten von Steinkohle mit entsprechend voneinander abweichenden physikalisch-chemischen Eigenschaften. Auch deswegen beinhaltet die geologische Sammlung des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge unter anderem eine Reihe von Steinkohlestücken aus den verschiedenen sächsischen Revieren. Das Objekt des Monats Mai – ein Stück Anthrazit aus der Steinkohlenlagerstätte Olbernhau-Brandau – ist eines davon.

Anthrazit ist die höchstwertige Steinkohlensorte. Ihre Entstehung begann vor rund 300 Millionen Jahren, als abgestorbene Pflanzen der damaligen Wälder in den Mooren versanken. Es wuchsen immer neue Pflanzen über ihnen, die abgestorbenen Pflanzenmassen häuften sich übereinander. So wurden sie dem Luftsauerstoff und damit dem völligen Zersetzungsprozess entzogen. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit zunächst Torf, durch zunehmende Temperaturen und Druck anschließend Braunkohle und zuletzt Steinkohle. An manchen Stellen wurden Gebirgsdruck und Wärmeeinfluss so hoch, dass Anthrazit entstand. Dieser zeichnet sich durch seinen besonders hohen Energiegehalt aus.

Wie das Objekt des Monats zeigt, wurde Anthrazit in der Steinkohlenlagerstätte Olbernhau-Brandau abgebaut. Sie war eine der fünf kleineren Steinkohlenvorkommen Sachsens, die neben den drei großen und bedeutenden Steinkohlenrevieren - Zwickau, Lugau-Oelsnitz und Döhlener Becken - existierten. 1854 begann der Steinkohlenabbau in Brandau (heute Brandov, Tschechien). Ab dem frühen 20. Jahrhundert wurde die gewonnene Kohle durch eine Seilbahn nach Olbernhau transportiert, um sie dort aufzubereiten und per Bahn zu verschicken. Die Förderung wurde 1924 wieder eingestellt. Die Gründe hierfür waren der fast vollständige Abbau des Steinkohlenvorkommens und ungünstige wirtschaftliche Bedingungen. Der gesamte Anthrazitabbau in Brandau belief sich in den 70 Jahren auf etwa 700.000 Tonnen.

Die geologische Sammlung des Bergbaumuseums Oelsnitz/Erzgebirge umfasst neben der Steinkohle weitere geologische, mineralogische und paläontologische Deponate. Letztere zeugen mit teils hervorragenden fossilen Abdrücken von der Pflanzenwelt des Karbons vor 300 Millionen Jahren. Ein Teil der insgesamt circa 1.500 Objekte der Sammlung war ursprünglich in geologischen Lehrsammlungen untergebracht. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Bestände der früheren Bergschule zu Zwickau. Diese stammen größtenteils aus dem 19. Jahrhundert und beinhalten Fund- sowie Belegstücke aus Grubenfeldteilen, die bereits vor Jahrzehnten ausgekohlt und geschlossen wurden. Die sächsischen Steinkohlenbergwerke sind verschlossen und die wissenschaftliche Erforschung der Lagerstätten kann als weitgehend abgeschlossen betrachtet werden. Deswegen werden künftig nur selten Neuzugänge, beispielsweise im Zuge der Bergbaunachsorge, in die geologische Sammlung kommen.  

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