Foto: Dieter Knoblauch

Objekt des Monats November

Kurt Teubner: Ohne Titel

1973

Erzgebirgische Landschaftskunst und das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge − ein Zusammenhang, der sich erst bei genauerem Hinsehen erschließt: Denn das Bergbaumuseum ist als Einrichtung des kul(T)our-Betriebes des Erzgebirgskreises seit 2013 für die landkreiseigne Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst verantwortlich. Aus dieser stammt das Objekt des Monats November: ein Gemälde von Kurt Teubner.

Das Kunstwerk ist 1973 entstanden und hat keinen Titel. Es zeigt den Ausklang des Winters, einer Jahreszeit, die das Erzgebirge in besonderem Maß prägt. Der vereinzelte Schnee zwischen den Bäumen wirkt schmutzig, das Grün der Wiesen ist noch relativ kraftlos sowie von Ockertönen durchsetzt und in der rechten Bildhälfte ist ein vermutlich aus Schmelzwasser bestehender Bach zu sehen: Es deutet alles auf Tauwetter hin. Wahrscheinlich zeigt das Bild eher einen Teil eines Gartens oder einer Parkanlage als ein Stück Wald. Was Kurt Teubner zu diesem Bild inspirierte, ist unklar. Eventuell begegnete die Situation dem Künstler in seiner Heimatstadt Aue.

Der Erschaffer des Objekts des Monats wurde 1903 geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Kurt Teubner besuchte die Königliche Zeichenschule für Textilindustrie und Textilgewerbe in Schneeberg, die er jedoch nicht abschließen konnte. Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten unter anderem als Dekorateure, Hausierer und Hilfsarbeiter. Aufgrund seiner KPD-Mitgliedschaft und der jüdischen Abstammung seiner Ehefrau war der Künstler in der NS-Zeit Repressalien ausgesetzt. 1942 sprach ihm die Reichskammer der Bildenden Künste ein Malverbot aus und 1944 internierte man ihn zum Festungsbau in Frankreich.

Nach dem Zweiten Weltkrieges war Kurt Teubner Mitbegründer des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Er arbeitete zunächst als Plakatmaler und Ausbilder von Neulehrern. Ab 1958 war er als freischaffender Künstler in Aue tätig, wo er 1990 verstarb. Sein in mehreren Jahrzehnten entstandenes Werk umfasste zahlreiche Schaffensbereiche wie z. B. Malerei, Zeichnung, Plakatgestaltung, Collage und Assemblage.

Das Objekt des Monats ist Teil des Nachlasses von Kurt Teubner, den seine Erben 2012 größtenteils der Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst übergaben. Die Sammlung wurde 2003 als Kunstsammlung des damaligen Landkreises Annaberg gegründet und 2013 dem Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge als einzigem Museum des Erzgebirgskreises und damit einzig kompetenter Einrichtung unter dessen Zugriff zur Bewahrung, Präsentation und Entwicklung übertragen. Wie ihr Name schon verrät, enthält die Sammlung Werke, in denen sich Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Generationen mit der Landschaft des Erzgebirges auseinandergesetzt haben. Neben dem Abbild der Landschaft spiegeln sich auch kulturgeschichtliche Aspekte wie Bergbau und Industrialisierung, die Arbeit und der Alltag der Menschen, Pflanzen und Mineralien in den über 2500 Objekten der Sammlung wider. Diese werden in wechselnden Ausstellungen auf Schloss Schlettau teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Objekt des Monats ist Teil der aktuellen Ausstellung Winterbilder, die dort bis zum 1. Mai 2022 zu sehen ist. Die Sonderschau präsentiert erstmals eine große Überblicksausstellung zu dieser reichhaltigen Thematik. Zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Fotografien, überwiegend aus dem Bestand der Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst, zeigen die unterschiedlichsten Facetten der kalten Jahreszeit.

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