Foto: Heino Neuber

Objekt des Monats Januar

Dräger Sauerstoff-Schutzgerät BG 172

ab 1956

Sonderausstellungen – sie kommen und gehen, denn anders als Dauerausstellungen werden Sonderschauen nur für kurze Zeit gezeigt. Durch sie ergibt sich die Möglichkeit, sich weiteren Themen zu widmen oder einen Bereich einer Dauerausstellung tiefer zu betrachten. Auch wenn Sonderausstellungen nur kurzfristig präsentiert werden, so bleibt dennoch einiges: Die Erinnerung an sie, die Objekte – sofern es keine Leihgaben waren –, die im Zuge einer Ausstellung erstellten Dokumentationen beispielsweise von Gebäuden oder Landschaften sowie vor allem auch das Wissen, das bei der Erforschung eines Themas für eine Schau generiert wurde. Deshalb wird das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge dieses Jahr jeden Monat ein Objekt aus einer anderen Sonderausstellung vorstellen. Den Anfang macht das Sauerstoff-Schutzgerät BG 172 aus der Ausstellung „Alarm! Einsatz im Museum. Eine Ausstellung zur Geschichte der Feuer- und Grubenwehr im sächsischen Steinkohlenbergbau“. Die Sonderausstellung war von Ende April 2013 bis Anfang 2014 im Bergbaumuseum zu sehen.

Besonders bei Bränden, Explosionen und Gasausbrüchen war die Luft im Bergwerk teilweise unatembar. Um in solchen Situationen zu überleben und diese zu bekämpfen, benötigte man Schutzmaßnahmen. Jahrhundertelang band man sich Tücher oder Schwämme vor Mund und Nase, die mit Natronkalk oder Essig getränkt waren. Dies half jedoch nur sehr kurze Zeit. Deswegen wurde vor allem seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu Atemschutzgeräten geforscht. Kurz nach der Wende des 20. Jahrhunderts entstanden dann erste gebrauchsfähige und nutzerfreundliche Aggregate, die bei kurzer Reaktionszeit größere Aktionsmöglichkeiten zuließen. Die Geräte wurden und werden auch heute noch immer weiterentwickelt, um sie möglichst praktikabel zu machen und die Nutzer und Nutzerinnen möglichst lange mit Sauerstoff zu versorgen. Das Objekt des Monats stellt einen Zwischenstand in dieser Entwicklung dar.

Das Sauerstoff-Schutzgerät BG 172 wurde ab 1956 von der Firma Dräger produziert. Das Lübecker Unternehmen entwickelte bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem Geräte für Grubenwehren. Bei dem Objekt des Monats handelt es sich um ein Kreislaufgerät – das bedeutet, die Atemluft beschreibt einen geschlossenen Kreislauf und tritt nicht mit der Außenluft in Verbindung. Der durch das Schutzgerät BG 172 zugeführte Sauerstoff wird einerseits in einer konstanten Dosierung zugeführt, anderseits wird bei erhöhtem Sauerstoffbedarf auch automatisch die Menge des Gases angepasst.

Die entscheidende Neuerung beim Objekt des Monats war, die Zeitspanne, die es den Nutzenden trotz schwerer Arbeit mit Sauerstoff versorgte: Die bisherigen Standardgeräte waren auf zwei Stunden ausgelegt, wohingegen durch das Schutzgerät BG 172 Sauerstoff für vier bis viereinhalb Stunden bereitgestellt wurde. Zudem war es durch sein Gehäuse aus gehärtetem Leichtmetallblech mit knapp 17 Kilogramm verhältnismäßig leicht.

Aufgrund dieser entscheidenden Vorteile des Sauerstoff-Schutzgerätes BG 172 gegenüber anderen Atemschutzgeräten wurde es auch in der DDR unter anderem im sächsischen Steinkohlenbergbau genutzt, obwohl es in Lübeck, also in der BRD, hergestellt wurde.

Das Objekt des Monats war ein wichtiger Bestandteil der Ausrüstung der Grubenwehr und somit ein Exponat in der Sonderausstellung „Alarm! Einsatz im Museum“.

Um Brand, Explosionen und Gasausbruch einzudämmen, benötigte man Personen, die nicht nur in deren Bekämpfung ausgebildet waren, sondern auch die Verhältnisse unter Tage gewohnt waren und sich im Schacht auskannten. Deswegen entstanden die Grubenwehren. Für die Einsätze über Tage bildeten sich später Werksfeuerwehren. Diese beiden Rettungsorganisationen und ihre Geschichte wurden in der Sonderausstellung thematisiert. Neben dem Objekt des Monats waren die verschiedensten Objekte rund um die Feuer- und Grubenwehr ausgestellt, so zum Beispiel ein original erhaltener Horch 853 Feuerwehrmannschaftswagen mit Vorbaupumpe von 1936 oder eine Handdruckspritze für Pferdebespannung aus der Zeit um 1850.

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