Foto: D. Weise

Objekt des Monats August

Ölhorn um 1880

Fußballschuhe und ein Vogel aus Holz. Die letzten beiden Objekte des Monats im Bergbaumuseum bedurften längerer Erläuterung, was genau ihre Verbindung zum Steinkohlenbergbau ist. Für das Monatsobjekt im August ist die Erklärung hingegen recht simpel. Ölhörner wurden zum Wiederauffüllen der Bergmannslampen benutzt und waren dadurch Teil der bergmännischen Ausrüstung.

Um unter Tage ihre Arbeit verrichten zu können, hatte jeder Bergmann ein Licht dabei, sein Geleucht. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren dies mehrheitlich Kerzen und Öllampen. Letztere wurden vornehmlich mit sogenanntem Rüböl befüllt. Das aus Rapssamen gewonnene Öl hatte den Vorteil, dass es weniger Ruß produzierte und damit für mehr Helligkeit der Lampen sorgte. Der Inhalt einer Lampe reichte dem Bergmann jedoch längst nicht für eine komplette Schicht, die im 19. Jahrhundert mit Ein- und Ausfahren bis zu 12 Stunden dauerte. Er benötigte also ein handliches Gefäß, welches robust war und eine praktische Form für das Abfüllen von Flüssigkeiten besaß. Stierhörner, leicht größer als Kuhhörner und dadurch besser geeignet, waren aufgrund ihrer Form prädestiniert für diesen Zweck.

Das hohle Horn wurde am breiten Ende mit einem Spund, einem hölzernen Stöpsel, verschlossen und zur Versiegelung mit einem Eisenring beschlagen. Die Spitze des schmalen Endes wurde abgesägt und ebenfalls mit einem Ring versehen, damit das Horn nicht riss. Als Verschluss diente ein kleiner Holzpfropfen. In der Mitte des Horns wurde ein weiterer Ring mittels Bohrung angebracht, um das Horn an einem Riemen oder Gürtel zum Tragen zu befestigen.

Sehr viel mehr als die sichtbaren Eigenschaften sowie Gebrauchsspuren ist über das abgebildete Ölhorn allerdings nicht bekannt. Karl Kretschmar aus Neuwürschnitz gab es bereits 1958 als Museumsstück zusammen mit weiteren Objekten ab. Wer er war, welche Verbindung er zum Steinkohlenbergbau hatte, ob er vielleicht selbst Bergmann gewesen war oder ob ihm das Horn gehörte, einem Bekannten oder vielleicht einem Familienangehörigen, ist leider nicht überliefert.

Dennoch ist es ein wichtiges Zeugnis bergmännischen Alltagslebens. In der neuen Ausstellung des Bergbaumuseums wird das Ölhorn ein Stück der Entwicklung von einfachen Hilfsmitteln hin zu neuesten technischen Errungenschaften der Arbeit unter Tage erzählen.

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